Sonntag, 7. Februar 2010

Es wird was passieren, nur was?

Als ich gestern den kleinen, schmalen Weg ins Dorf runter gegangen bin, bedrückte mich schon etwas, aber was es war, blieb mir ein Rätsel, waren es die dunklen Wolken, die über Ivendust lagen, oder diese unendliche Stille?

Ich kam am Wald vorbei, sah einen komischen Baum, sowas sah ich in meinem Leben noch nie zuvor, er leuchtete hell und sah irgendwie merkwürdig aus, nicht wie die Pflanzen, die hier sonst wachsen, nein, irgendwie anders, ich ging näher, setzte mich auf den feuchten Waldboden und betrachtete die Pflanze mir argwönischen Augen.

Irgendwie machte sich ein sehr ungutes Gefühl in meiner Bauchgegend breit, ich versuchte der Natur zu lauschen, im Wald hört man sonst immer Tieren, aber am gestriegen Tag hörte ich noch nicht mal ein Vogel zwitschern, es war mucks Mäuschen still, mir flossen Tränen die Wange runter, warum war ich so traurig?
Eine kleine Weile sass ich alleine da im Wald, der Wind, der um die Büsche und Häuser pfiff störrte mich weniger, aber diese komische Gefühl, das machte mich sehr nachdenklich und vielleicht auch ein wenig melanconisch, Flöte stand auf einmal neben mir, sie setzte sich zu mir und wir unterhielten uns eine längere Weile, ich sagte ihr, dass ich ein ungutes Gefühl im Bauch habe, aber deswegen sah ich trotzdem, dass Flöte heute anderes aussah, sie sah glücklich aus, ihre Haut strahlte in einem zarten Rosè.

Sie berichtete mir, dass es geklappt hat, mit dem, was wir beide ausgeheckt hatten, ja, ich wusste, auf Mutter Natur war verlass, sie würde mich und die Bürger nie im Stich lassen, sie berichtete mir, wie schön die gestriege Nacht doch war, aber so wirklich Glücklich schien mir Flöte trotzdem nicht zu sein, sie berichtete mir, unter Tränen, dass der Padre nach Rom gegangen sei um sein Amt niederzulegen und dass sie Angst hätte, dass die Liebe nicht so stark sei, dass der Padre zurück zu Flöte finden könnte.

Ich versuchte Flöte zu beruhigen und versicherte ihr, dass, wenn man Liebt und den Menschen im Herzen trägt alle Wege offen sind und der Padre bestimmt zu Flöte zurück finden würde.
Ich weiss nicht, ob meine Worte Flöte wenigstens ein wenig beruhigten, auf jeden Fall sind wir beide dann in die Taverne gegangen, auch die war wie leer gefegt, keine Menschenseele war weit und breit zu sehen, nur der Wind, der leistete uns weiter Gesellschaft, ja, die Mutter Natur sang uns ihr Klagelied.

Wir beide setzten uns hin und tranken einen heissen Met, irgendwie tat er gut, diese Wärme von innen.
Wir sprachen weiter, ich klagte Flöte mein Leid, dass das Essen langsam in der Taverne aus geht, ich nur noch Suppe aus Kräutern kochen kann und der Wirt sich seid langer Zeit nicht mehr blicken lassen hat, ja, ein Jäger, eine Jäger müsste her, da Sir Georg sich kaum noch um das Fussvolk kümmert und lieber Steuern eintreibt, oder Safira die Binne singt, was ist aus diesem Dorf, was ich in mein Herz geschlossen habe geworden, jeder ist sich selbst der nächste, mit ein paar Ausnahmen.

Ich meinte plötzlich zu Flöte, ob es nicht besser wäre sich auf die Suche nach einem neuen Dorf zu machen, da es so nicht weiter gehen könnte, Flöte begann an zu schluchzen, ja, der Padre, der Padre den Flöte so sehr ins Herz geschlossen hat, wie würde der Padre Flöte finden, wenn auch sie das Dorf verlassen würde?!
Aber da ist doch Liebe, Liebe, ganz viel Liebe zwischen den beiden, wenn der Padre Flöte wirklich so sehr liebt, dass er sein Amt niederlegen will, so wird der Padre gewiss auch Flöte finden, die Liebe würde dem Padre den Weg zu Flöte schon weisen, da bin ich mir sicher.

Ich wurde von Schluck, zu Schluck Met immer nachdenklicher, machte mir Gedanken, warum diese dunklen Wolken am Himmel sind, warum kein Schnee liegt, ich fragte mich, an was es liegen könnte, Mutter Natur zahlt uns das heim, was wir verursacht haben, ich fragte mich, ob es mit Mells Kind zusammen hängen könnte, ein Kind ist ein Geschenk Mutter Natur, aber der armen kleinen Mell mache ich keinen Vorwurf, sie handelte aus ihrem Bauch, nicht aus ihrem Herzen, nein, die arme leidet am meisten von uns allen.

Flöte war recht entsetzt, wo ich sie fragte, ob es vielleicht an Mell liegen könnte, was sehr verständlich war, ich erklärte Flöte, wie ich es sehe mit Mutter Natur und überlegte, ob ich Unrecht getahn habe.
Dann redeten wir über Falsch und Richtig, als Flöte verstanden hat, was Mutter Natur uns alles für wunderschöne Gaben schenkt, Flöte, das Kleine, ja, sie hat ein gutes Herz und ihr wurde bewusst, dass man zwischen Falsch und Richtig nicht unterscheiden kann und dass es wichtig ist, mit offenen Augen und Armen durch das Land zu gehen, ja ich weiss, Flöte wird Ihr Glück bald wieder in den Armen halten, so eine gute Seele wie sie ist.

Dann sprachen wir beide noch ein wenig über verzeihen und belangloses, was mich dann aber sehr erstaunte, Flöte sagte mir, dass selbst der Padre so denkt, über verzeihen und vergeben, so schlecht kann der Padre nicht sein, nein, bestimmt nicht.

Ich fasste mir dann ans Herz und erzählte Flöte, was mir gestern komisches passiert war, als der Padre mir sein Buch in die Hand drückte, ich erzählte ihr, dass ich das Gefühl hatte, dass meine Finger angefangen haben zu schmerzen, es fühlte sich an, als ob ich meine Fingerkuppen verbrannt hätte, aber man sah nichts und das sogar zwei mal, einmal als der Padre mir auf dem Friedhof das Buch in die Hand drückte und einmal, in der Kirche, als der Padre mir das Buch ein zweites mal in die Hand drückte, dann erzählte ich Flöte, dass ich das Buch heimlich unter einen der Bänke versteckte und ich in der Hoffnung war, dass der Padre das Buch noch nicht entdeckt hat.

Flöte meinte, dass das Buch vielleicht ein Geschenk war und deswegen der Padre mir immer wieder das Buch in die Hand drückte, mir wurde richtig mulmig, ein Geschenk und ich habe es abgelehnt, nur was soll ich mit dem Buch, wo es um Gott und seinen Anhängern geht, an seinen Gott glaube ich eh nicht, das Buch würde bei mir verstauben, mir wurde sogar fast schlecht, wenn es ein Geschenk war und ich es abgelehnt habe, war es vielleicht meine Schuld, dass diese großen Wolken aufgezogen sind, habe ich die Macht des Herren, an den die normalen Bürger glauben vielleicht doch unterschätzt?

Ich wollte in die Kirche gehen, um zu schauen, ob das Buch da noch liegt, Flöte war aber der Meinung, dass ich es, wenn dann da liegen lassen sollte und beruhigte mich ein wenig, also unterhielten wir uns weiter.

Ich schlug Flöte vor, dass sie eine Kiste vorsichtshalber mitnehmen sollte, drei leere Kisten würden noch hinter der Taverne stehen, um ihr gutes Zeug da reinlegen zu könnem, so voll, wie die Wolken mit Regen waren, befürchte ich, dass die Seen und die Meere sich füllen werden und wir bald mit den Füßen im Wasser stehen, so verabschiedeten wir uns und Flöte nahm sich eine Kiste mit, ich machte noch schnell rein in der Taverne und beschloss auch nachhause zu gehen, um das bisschen Hab und Gut sicher zu verstauen, machte noch einen kleinen Rundgang durch das Dorf, lauschte dem Klagelied Mutter Natur und schaute nicht schlecht, als ich am Wald ankam, diese Pflanze, die ich beim ankommen sah war verschwunden, was hat das alles zu bedeuten?
Keine Vögel zwitschen, man hört nicht ein Tier im Wald, keine Menschenseele war im Dorf, nur Flöte und ich und diese dunkeln Wolken die über den Dorf liegen.

Traurig ging ich zurück in mein Haus, nahm mein Strickzeug in die Hände und strickte an meinem Umhang weiter, da wa gewiss bald kalt, bitter kalt werden wird.


(Die komplette Geschichte: Ivendust.de)

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