Samstag, 6. Februar 2010

Das schlechte Gewissen

Frisch gewaschen und gestärkt machte ich mich wie jeden Tag an die Arbeit und fing damit an den Boden in der Taverne zu schrubben, es roch leicht nach Frühling, der Schnee fing an schon zu schmelzen und das erste Grün kam zum Vorschein, ich dachte mir, heute wird es ein herrlicher Abend, als ich so auf dem Boden kniete, dauerte es nicht lange, öffnete sich die Tür der Taverne und als ich aufblickte, sah ich den Grafen, er schaute mich mit großen Augen an und faselte was von Schankmagd und der Wirt benötigt Hilfe.

Der Graf, sagte zu mir, ich solle dem Wirten helfen, irgendwie konnte ich die Worte vom Grafen nicht glauben, ich stammelte nur leise, dass ich doch gerade mal eine Suppe zubereiten könne und nicht mehr gelernt hätte, der Graf schaute mich sehr streng an und legte einen sehr schroffen Unterton an und meinte nur, ich solle es dann halt lernen und bräuchte mich nicht versuchen raus zureden, da ich ab nun an die Schankmagd sein solle vom Wirten und sobald ich den Wirt Andre sehen würde, sollte ich ihn zur Burg schicken.
Irgendwie schienen mir die Worte wie von weit weg zu kommen, ich dachte nicht großartig drüber nach, so streng und böse, wie der Graf zu mir sprach, traute ich dem Grafen nicht zu widersprechen.

Ich fing an, die ersten Gäste zu bedienen, auch der fremde Ritter war wieder da, er sah sehr mitgenommen aus und roch, hmm, wie soll ich sagen, nicht gerade angenehm für einen adligen Ritter, er setzte sich zum Grafen und einigen anderen Gästen die noch in der Taverne waren.
Die ersten Gäste bestellten was zum trinken, mir war recht unheimlich die Gäste zu bedienen, da ich es nicht kenne, Dorfbewohner zu bewirtschaften, bisher wurde ich immer bewirtschaftet und somit wurde ich leicht hibbelig und hatte Angst was falsch zu machen, da mir die Worte vom Grafen immer noch im Ohr hingen, ich ging auf die ersten Gäste zu und übersah in meiner Eile den Wassereimer, der im Raum stand und eh ich mich versah, stolperte ich drüber und das ganze Wasser verteilte sich auf dem Boden, mir war es sichtlich peinlich, da schon viele Gäste im Raum waren, aber ich musste das Wasser erst mal aufwischen, bevor ich mich um die Gäste kümmern konnte.

Glücklicherweise war auch mittlerweile der Wirt Andre angekommen und fing an, die Gäste zu bedienen, ich übersah den Wirten vollkommen, da es sehr wirr in der Taverne zuging, ich bin das gar nicht gewohnt so viele Leute auf einem Haufen zu sehen, zu bedienen und dann auch noch für Sauberkeit zu sorgen, ich war froh, dass ich den Wirten Andre dann doch erblickte und flüsterte dem Wirten leise zu, dass der Graf ihn gerne sprechen wollte, der Graf war aber gerade in dem Augenblick so sehr in ein anderes Gespräch vertieft, dass der Wirt wartete.

Kurze Zeit später bestätigte mir der Wirt Andre, dass ich ihm helfen solle.

Als ich mit dem Wirten am Tresen stand, vernahm ich ein leises Klopfen an dem Fenster und als ich genauer hinschaute, sah ich ein Gesicht, nur konnte ich das Gesicht nicht zurodnern und beschloss nach draussen zu gehen.
Als ich draussen war, dachte ich, mich trifft der Schlag, Lady Mell und Lady Kaisa sassen draussen, recht leicht bekleidet und wollten warmes Wasser haben, die Wache Grog gesellte sich zu uns und meinte nur, dass beide schnell in die warme Gaststube sollten, da sie sich sonst den tot holen würden. Beide befolgten den Rat der Wache Georg und gingen in die Taverne und wärmten sich am Feuer auf.

Nun versuchte ich mein Glück und fing an die Herrschaften zu bewirten, ich brachte den Herrschaften Ale und Tee und ich erinnre mich noch genau daran, da ich ganz dolle angst hatte, was von den kostbaren Getränken zu verschütten, an dem einen Tisch am Fenster sassen die Gräfin, die Wache Barus und der Ritter, der sich immer noch nicht bei mir vorstellte. Der Ritter schien leicht teilnahmslos in seinen Becher zu schauen und nahm niemanden wirklich wahr, nach dem ich mich kurz mit dem Wirten unterhielt und freundlich nachfragte, ob die Suppe schon fertig sei, dauerte es nicht lange und die Gräfin war mit dem Ritter wieder verschwunden, an dem Tisch bei der Treppe sass der Fremde Sir, der mit recht merkwürdiger Kleidung in das Dorf kam.

Die Taverne wurde nun von mal zu mal leerer und es wurde angenehm ruhig dort.

Lag es an mir, dass die Gäste sich verabschiedeten, war ich nicht schnell genug, oder gar gut genug? Es war immerhin mein erster Tag in der Taverne als Schankmagd, ich musste vieles suchen, auch richtig kochen, kann ich noch nicht, aber ich bin da guter Hoffnung und werde bestimmt alles recht schnell lernen.

Es wurde immer ruhiger in der Taverne und Sir Barus war noch dort, auch der Fremde mit der komischen Bekleidung sassen noch am Tisch, Sir Barus gesellte sich zu dem Fremden und sie unterhielten sich eine Weile, es ging, wie ich es hörte um dem Ritter und ich konnte mir nicht verkneifen dem Sir Barus zu berichten, dass ich den Ritter auch recht merkwürdig finde, insbesondere das Verhalten der Gräfin, sobald der Ritter in der Nähe sei.

Ich berichtete Sir Barus davon, dass die Gräfin die 2te Nacht, als der fremde Ritter im Dorf war, sich lange im Gemach des Ritters aufhielt, Sir Barus wurde hellhörig und fing an mich leicht auszufragen, ich konnte dem Sir ja nur das sagen, was ich erlebte und somit war das Gespräch recht schnell beendet, wie mir schien, war der fremde Sir mit der komischen Bekleidung leicht verwirrt und verliess die Taverne, seine letzten Worte, an die ich mich noch erinnern kann, waren, ob er beim nächsten Besuch sein eigenes Ale mitbringen könne, ich konnte gar nicht so schnell drauf reagieren, da ich sprachlos war und schon war der fremde schon verschwunden.

Nun stand ich alleine mit Sir Barus in der Taverne, aber nicht lange, die Tür öffnete sich und der Graf trat ein, der Graf setzte sich zum Sir Barus und beide unterhielten sich über den fremden Ritter, ich konnte leider nur ein paar Wortfetzten aufschnappen, bis der Graf mich mit einem bestimmenden, aber höflichen Ton vor die Tür setzte, der Graf schickte mich los und ich sollte kontrollieren, ob noch genügend Ale da sei, ich wunderte mich schon, da ich wusste, dass noch 2 Fässer vorhanden waren, aber ich folgte den Worten vom Grafen, beim rausgehen, hörte ich nur ein paar Wortfetzen, als ich draussen stand, fragte ich mich, wie es wohl Lady Janina geht, da sie zuvor in der Taverne war und nach ihrer Schwester fragte, ich höre noch Janinas Worte, dass sie ihre Schwester in der Kathedrale suchen wolle, so beschloss ich auch nach oben zu gehen, um nach dem rechten zu schauen, oben angekommen, öffnete ich die erste schwere Tür, ich hielt kurz inne, um zu lauschen, ob ich vielleicht Janinas Stimme höre, ich hörte zwar Stimmen, aber diese klangen nicht wie die von Janina, es war eine männliche und eine weibliche Stimme. Ich öffnete zögernd die zweite Tür und was ich da sah, liess mich leicht erschrecken.

Ich traute meinen Ohren und Augen nicht, schaute beschämt auf den Boden, entschuldigte mich bei der Gräfin und dem Ritter, dass ich einfach so hereingeplatzt bin und erklärte im gleichen Atemzug, dass ich auf der Suche nach Janina sei, ich spürte, wie meine Hände feucht wurde und fing an zu stottern, da ich mich sehr unwohl fühlte mit dem, was ich sah und hörte, ich hörte die Worte Tot, mehr konnte ich nicht wahrnehmen, da ich wirklich sehr, sehr erschrocken war, die Gräfin bat nichts zu verraten, ich spürte mein Herz bis an den Hals klopfen und ich versicherte der Gräfin nichts zu sagen, der Ritter stellte sich mir in den Weg und drohte mir, ich spürte, wie meine Knie weich wurden und versuchte meine Angst mit schnippischen Bemerkungen zu vertuschen, ich verliess die Kathedrale mit einem unguten Gefühl, was soll ich dem Grafen sagen, wenn der Graf mich fragen würde, ob ich seine Gemahlin sah, ich solle ja nichts verraten und einer Gräfin kann man den Wunsch nicht abschlagen.

Ich ging zögernd in die Taverne und der Graf sass immer noch mit Sir Barus am Tisch, ich fragte höflich und zögernd ob ich die Taverne wieder betreten könne und hoffte innig, dass der Graf mir meine Unruhe nicht anmerken würde.

Ich brachte dem Grafen etwas zum trinken und versuchte dabei meine zitternden Hände zu verbergen, der Graf fragte mich, was mit mir los sei, ich schluckte schwer und suchte schnell nach einer Ausrede, so sagte ich dem Grafen, dass es draussen kalt sei und ich aus diesem Grund zittern würde, nur schien mir der Graf nicht zu glauben, er fragte nach meiner Hand, ich wich einen Schritt zurück und mein Herz klopfte so sehr, dass ich fast vermutete, dass man es laut und deutlich bis hin zur Kathedrale hätte hören können, der Graf sprach mit ruhiger Stimme zu mir und bat mich noch einmal ihm meine Hand zu reichen, ich schluckte schwer und ging langsam auf den Grafen zu, reichte ihm zögerlich meine Hand und hoffte er würde nichts spüren, meine Hand wurde immer feuchter und kälter, der Graf schaute mich an und fragte mich noch mal eindringlich, was mit mir sei, ich zog meine Hand weg und stammelte nur leise, dass mir einfach nur kalt sei.

Der Graf stand auf, verabschiedete sich mit den Worten, dass der Graf noch eine Kontrollrunde drehen würde schaute mich ernsthaft an und sagte die Worte, dass man nicht lügen sollte, dass man IMMER die Wahrheit sagen sollte, mir wurde recht mulmig und ich spürte, wie sich mein Magen drehte, meine Knie weich wurden und suchte einen Halt, ich schluckte schwer und sagte nur zum Grafen, dass in der Kathedrale niemand sei, da ich gerade daher komme und der Graf sich diesen Weg sparen könne.

Als der Graf die Taverne verlassen hatte, fragte ich den Sir Barus, ob er was dagegen hätte, dass ich mich setzte, da meine Beine weich wie Wackelpudding waren.
Sir Barus schaute mich an und fragte mich, was mit mir los sei, da auch leichte Kullertränen mir die Wange runterliefen, ich stotterte nur leise, dass ich was schlechtes gemacht hätte und mir nun schlecht sein würde, da ich den Grafen anlog, oder besser gesagt nicht die ganze Wahrheit sagte, aber auch das lernte mir mein Vater würde zu einer Lüge zählen.

Mein Gewissen plagte mich sehr und ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten, als plötzlich die Tür in der Taverne aufging und der Ritter eintrat, erschrak ich leicht, da dieser Sir mir einige Minuten zuvor noch drohte, wenn ich was erzählen würde, würde es mir schlecht ergehen oder so ähnlich, zumindestens war der Ritter sehr unfreundlich zu mir und machte mir Angst, so hielt ich inne und erzählte nichts weiter, ich sprang auf und versuchte dem Ritter aus dem Weg zu gehen.
Der Ritter setzte sich und wollte einen Wein haben, welchen ich ihn selbstverständlich brachte, ich stellte dem Ritter den Wein auf den Tisch und hoffte insgeheim, dass der Wein ihm im Halse stecken bleiben solle.
Ich sprach noch kurz mit der Wache Barus und der Ritter fauchte mich forsch an, fragte mich, wer mein Herr sei, ich versuchte mich zusammen zu reissen und riss meinen ganzen Mut zusammen, ich sage dem Ritter, dass ich keinen Herren habe und wenn ich einen hätte, wäre er freundlicher wie es der Ritter ist.

Sir Barus nahm auch mich in Schutz und sagte dem Ritter, dass er ruhig etwas freundlicher sein könne, es sei mein erster Tag wo ich in der Taverne arbeiten würde, oder überhaupt arbeiten würde, ich fragte noch einmal freundlich, ob die Herrschaften einen Augenblick ohne mich auskommen würde, da ich Busse tun wolle und meine Ave Maria beten gehen wolle.

So ging ich hoch zur Kathedrale gefolgt von meinem schlechten Gewissen, dem Grafen nicht gesagt zu haben, das seine Gemahlin mit dem Ritter in der Kathedrale vorher war und kniete mich nieder um meine Busse zu tun, plötzlich hörte ich die Tür knarren, mich überkam ein ungutes Gefühl und ich traute mich nicht auf zuschauen, da ich den Geruch kannte, es konnte nur der fremde Ritter sein, da nur dieser nach kaltem Rauch roch, er stand da und fragte mich, ob ich für meinen Glauben das Leben lasen würde, ich schluckte schwer und sagte nur, dass ich mein Leben für die geben würde, die ich liebe, aber für den Glauben, das wüsste ich nicht, zumal ich es auch unverschämt fand, dass der Ritter mich so etwas an einem heiligen Ort fragte.

Als der Ritter die Kathedrale verliess, dauerte es nicht lange, stand ich auch auf, mir war sehr unwohl bei der ganzen Sache, als ich die Tür aufstoss, erblickte ich die Gräfin, hat sie vielleicht auf den Ritter gewartet?
Ich machte wie es sich gehört einen kleinen Knicks und sagte der Gräfin, dass ich ihrem Gatten nichts sagte und dann fügte ich noch hinzu, dass sie mir das Leben sehr schwer machen würde, die Gräfin legte ihre Hand auf meine Schulter und sagte nur, ich solle nicht lügen, aber loyal sein, was die Gräfin wohl damit meinte, ich beachtete beide Herrschaften nicht weiter, da ich mich noch sehr unwohl fühlte, es ziert sich nicht, als Gattin sich mit fremden Herrschaften rumzutreiben, was ja anscheinend die Gräfin mit dem Ritter macht, erst den einen Abend lange im Gemach des Ritters, nun die lange Zeit in der Kathedrale dicht beisammen, mein Kopf war so verwirrt, da mein Vater mir immer und immer wieder sagte, man soll reines Herzen sein und seinem Partner ein lebenslang treue schwören, aber die Gräfin viel Zeit mit dem fremden Ritter verbringt.

Ich begegnete Sir Barus auf dem Weg, wo ich zurück in die taverne ging, er fragte mich, was los sei, ich sagte dem Sir nichts, zuckte nur mit den Schultern und in der Taverne angekommen, überfiel mich das Putzwahn und sagte immer wieder laut zu mir, es muss alles rein sein, als ich den Boden zum blitzen und blinken brachte, fiel ich erschöpft von den ganzen Ereingnissen ins Bett und schlief tief und fest ein.

(Die komplette Geschichte: Ivendust.de)

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