Sonntag, 7. Februar 2010

Die Anschuldigung

Nach dem ich völlig erschöpft, aber doch recht zufrieden wieder kam, da es mir gelang ein neues Fass Ale aus der Stadt zu besorgen, machte ich mich auf die Suche nach einem starken Sir, der mit hoffentlich helfen würde das volle Fass mit dem leeren auszutauschen sah ich eine Menschentraube auf dem Marktplatz, ich begrüßte alle, nur heute schien mir Ivendust irgendwie anders wie sonst, es waren alle mit sich selbst beschäftigt, sie hörten mich gar nicht, es wurde wirr durcheinander gesprochen, alle gingen an mir vorbei, als ob man mich nicht sehen würde, selbst die Gräfin und Janina, Flöte und die Bauernmagd, schauten nicht einmal.

Janina und die Gräfin eilten an mir vorbei, beide sahen recht besorgt aus, was wohl passiert war?

Sir Georg war auch da, welch ein Glück dachte ich, so klagte ich ihm mein Leid, dass ich zwar ein Fass Ale besorgen konnte, aber nicht wüsste, wie ich das in die Taverne bekommen könne, so hatte ich noch die Erinnerung vom letzten versuch im Kopf, wo der Ritter das kaputte Fass über die Schulter hievte und seine Kleidung sich mit Met voll saugte.

Sir Georg machte mir ein wenig Hoffnung, dass er das Fass wohl in die Taverne bringen würde so verabschiedeten wir und. Sir Georg ging in die Kirche und ich Richtung Taverne.

In der Taverne angekommen, sass auch die Bauernmagd am Tresen und Flöte war auch da, sie war schon fleissig am arbeiten, ich beobachtete beide eine Weile, bis Epposina mich bemerkte, beide schienen sich aufgeregt über etwas zu unterhalten, aber über was es ging, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, zumal meine Füße auch so sehr am schmerzen waren, dass ich mir eigentlich nichts sehnlicheres wünschte, wie endlich zu sitzen.

Es dauerte nicht lange, da kam auch die Gräfin und Jnaina in die Taverne, Janina, schien mir völlig aufgelöst gewesen zu sein, ob ihr die Unruhe gut bekommt, das war fragwürdig, ihre Wunde war doch sehr groß und ich hatte Angst, dass sie wieder aufreissen würde, die Gräfin kam zu mir und fragte mich aus, ob jemand das Mal in meiner Hand schon entdeckt hätte, ich verneinte es, zu mindestens hoffte ich, dass es niemand weiss, ausser Lady Nebula und die Gräfin.

Nach dem ich der Gräfin sagte, dass alles schon etwas komisch sei, warum gerade bei mir die Kette sich in die Hand gebrannt hätte und bei Epposina nichts zu sehen sei, wurde das Gespräch auch unterbrochen, da ich Sir Georg vor der Taverne hörte, ich sprang auf und öffnete Sir Georg schnell die Türe, damit er das Fass nicht wieder abstellen musste, nach dem auch das Fass endlich in der Taverne war, sprach die Gräfin noch mal eindringlich auf uns ein, dass wir nicht alleine in den Wald gehen sollten, ich sagte zwar auch dass ich gewiss nicht in den Wald gehen würde, aber wusste genau, dass ich mich bestimmt nicht dran halten würde.

Mir war ganz komisch zu mute und ich hatte das Bedürfnis nach draussen zu gehen, ich brauchte dringend frische Luft und hoffte natürlich, dass die Gräfin mir folgen würde, so hatte ich doch so viele Fragen, ich ging hinter die Taverne, atmete tief ein und schaute zum Mond, bis ich plötzlich die Stimme der Gräfin wahrnahm.

Die Gräfin sprach recht wirr in meinen Augen, sie sagte mir, dass sie sich sorgen machen würde um mich und dass ich ja vorsichtig sein soll, sie würde mich noch brauchen, ich verstand gar nichts von dem was die Gräfin mir sagen wollte, sie fragte mich, ob ich denn nicht wüsste, was in mir vor geht, warum ich Sachen sehe, die andere nicht sehen, ob ich wüsste, warum sich die Kette in meine Hand brannte, ich konnte nicht drauf antworten, ich sagte der Gräfin nur, dass ich das Gefühl hätte, dass das eine Buch, welches mir Lady Nebula gab wohl dazu beigetragen hätte, auch sagte ich der Gräfin, dass selber sie alte weise Frau, die ich oft besuche mir keine Antwort geben könnte, dass sie mir nur immer wieder sagt, dass meine Großmutter recht gehabt hatte, mit dem, was sie ihr sagte.

Die Gräfin bat mich ihr zu folgen, da sie was für mich hätte, ich es aber niemanden sagen dürfe, dass sie mir das gab, sonst würde ich nicht mehr sprechen können, mir wurde leicht unheimlich und dachte mir nur, was das sein könnte, aber ich folgte der Gräfin ohne Fragen zu stellen.

In der Burg-Küche angekommen, beobachtete ich die Gräfin, wie sie einen großen Stein leicht löste und ein großes Buch, ein großes schwarzes Buch mit einem eingeprägten Pentagramm aus der Lücke raus zog, die Gräfin wischte den Staub ab, der sich auf dem Buch schon niedergelegt hatte und sie sprach, davon, dass niemand wüsste, dass sie im Besitz dieses Buches wäre, nur Mell wüsste es und sie sprach weiter davon, dass sie das Buch von einer dieser alten weisen Frauen, die im Wald leben bekommen hätte, eine Frau, die sie einige Jahre großgezogen hätte. Ich hörte der Gräfin aufmerksam zu, berührte das Buch mit meinen Fingerspitzen, liess meine Finger über das Pentagramm wandern und spürte eine innere Ruhe in mir aufkommen.

Ich versprach der Gräfin dass ich auf das Buch aufpassen würde, wie auf meinen Augapfel und niemanden etwas über dieses Buch verraten würde.

Dann sprach die Gräfin wieder davon, dass ich dolle auf mich aufpassen solle, sie würde angst haben, dass ich verbrannt werde, ich verbrannte? Dachte ich nur, wie kommt die Gräfin nur auf solch absurde Gedanken, sie sprach weiter davon, dass ich eine Hexe sei, wie sonst könnte man das erklären, was mir in letzter Zeit passieren würde, mir stockte der Atem und ich versuchte es ins Lächerliche zu ziehen, ich eine Hexe, nein, gewiss nicht, Hexen sind alt und schrumpelig, leben im Wald, sprechen mit Tieren, Pflanzen, wissen genau, welches Kraut für was hilft.

Ich erzählte der Gräfin, was ich spürte, als der Ritter im Dorf war, dass es ein komisches Gefühl war, ein Gefühl, welches mich und der Ritter wohl verbindet und dass ich den Eindruck habe, dass es der Mond sein könnte.

Als wir uns noch ein wenig austauschten und die Gräfin mir was erzählte, was mir meinen Atem stockte, fing ich an mir große Sorgen zu machen, Sorgen um Sir Georg, Sorgen um Safira, Sorgen um Janina, nein, nicht nur um die drei, ich machte mir große Sorgen um das ganze Dorf und versprach der Gräfin alles was ich in Erfahrung bringen könne ihr mitzuteilen, ich ging dann schnellen Schrittes aus der Burg, aber nicht ohne vorher Spirit noch mal sanft über die Nüstern zu streicheln und mit ihm zu sprechen.

Nach dem ich die große schwere Tür hinter mir schloss eilte ich in mein eigenes kleines Häuschen, ja ein Häuschen für mich ganz alleine, ich öffnete alle Fenster um den lauen Sommerwind in das Häuschen zu lassen, kramte das Buch unter meinem Rock hervor und liess mich in meinen Stuhl plumpsen und fing an zu blättern und zu lesen, immer wieder schaute ich aus dem Fenster, hinauf zum Berg, wo der Mond hell erleuchtet stand, ich sah einen Schatten wandern, schauten genau hin, es war ein Hirsch, ein Hirsch mitten auf dem Hügel, er scharrte im Gras, erhob seinen Kopf und wanderte weiter.
Ich schaute wieder in das Buch, war weiter am lesen, lauschte dem Wind, wie er durch die Äste am flüstern war und schaute wieder hinauf zum Mond, atmete tief ein, schloss einen kleinen Augenblick meine Augen und schaute wieder zum Mond, ich rieb meine Augen da ich was erblickte, was ich mir nicht erklären konnte, ich schüttelte meinen Kopf, schaute wieder hinauf, schloss das Buch und sah eine Frau, eine Frau, die ein langes, weisses Gewand trug, sie kam näher, und hielt mir ihre Hand entgegen, ich stand auf, ging hinaus, ging langsam um das kleine Häuschen, ging näher zu der Frau, ich erkannte nun dass ihr Kleid nicht ganz weiss war, es war ein ganz helles Blau auch Flügel trug sie, ich reichte ihr meine Hand, sie nickte mir mit einem Lächeln zu und sprach leise: mein Kind, Du bist auf die Erde gekommen um das zu lernen, was Deine Mutter lernte, auch Deine Großmutter, auch wenn Du nicht von Deiner Mutter großgezogen wurdest, so übermittelte Dir Deine Großmutter die Natur zu ehren, sie zu fühlen, zu riechen und zu schmecken. Nun ist auch bei Dir die Zeit gekommen um das zu lernen, was Deine Mutter und Großmutter lernte.

Ich stand wie angewurzelt stehen, schaute die Frau an und sprach leise: wer seid ihr?
Sie schaute mich an und sprach mit ruhiger Stimme:
Ich bin jene lautlose, grenzenlose, bittere See.
Alle Gezeiten sind mein und hören auf mich.
Die Gezeiten der Lüfte, die Gezeiten der inneren Erde,
Die geheimen, stillen Gezeiten von Geburt und Tod.
Die Gezeiten der menschlichen Seele, der Träume und des
Schicksals

Dann sprach sie weiter...

Ich bin die Mutter Erde, und du bist eines meiner Kinder, entdecke, wer du bist, und
suche dein göttliches Wesen.
Felsen und Steine, Ton und Torf - alle Schichten sind ein Teil von mir,
Juwelen und Kristalle, Edelsteine und Gold sind in meinem Herzen verborgen.
Kräuter und Blumen, Bäume und Sträucher, all das grünt auf mir,
Moose und Pilze, Flechten und Weinreben, all das sieht man auf mir.
Pferde und Rinder, Schweine und Wild, Bären und Löwen laufen auf mir,
Schlangen und Spinnen, Ratten und Schnecken, alle Kreaturen haben ihre Heimat auf
mir.

Wann immer ihr etwas bedürfet, so geht in einen Wald, an einen See, wo immer ihr der Natur verbunden seid und ruft mich, ich bin Eure Mutter, die Wächterin über Euch, die Euch bei Dunkelheit den Weg weist und Dich immer beschützen wird...

Mit diesen Worten verschwand sie und ich schaute hinauf zum Himmel, ich sah den Mond wieder hell erleuchtet am Himmel stehen und ich wurde ruhig, keine Angst floss mehr durch meine Knochen, so ging ich zurück in das kleine Häuschen, brühte mir einen Tee auf und lass weiter in dem Buch, ich schlang förmlich jede Zeile in mich hinein und langsam begriff ich, was mit mir nicht stimmt, ich schloss das Buch, legte es beiseite, setzte mich wieder in meinen Stuhl und Gedanken schossen durch meinen Kopf, warum meine Mutter? Meine Mutter liebte es doch, sich zu verwöhnen, kümmerte sich lieber um ihr Wohlergenen, zwischendurch nippte ich am Tee und schlief dann auch endlich ein.

(Die komplette Geschichte: Ivendust.de)

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