Sonntag, 7. Februar 2010

Die Ankunft des Paters

Ich stand vor dem Dorf, als ich zwei Bauernjungen erblickte, die beiden standen kurz vor den Dorfmauern wie angewurzelt und starrten Richtung Dorf, ich ging zu den beiden hin und fragte sie, warum sie dort wie angewurzelt stehen, die beiden Knechte sagten mir, dass sie neugierig wurden durch die Reiter die rund um unser Dorf stehen, sich aber nun nicht weiter trauen, ich sah, dass die Knechte gutes Huhn an Fäden über der Schulter hingen hatten, mein Wasser lief förmlich im Mund zusammen und ich fragte die Knechte, ob sie mir das Huhn nicht verkaufen wollten, ich erzählte denen, dass seid dem die Ritter um unser Dorf stehen, das Essen sehr knapp geworden ist und wir alle unter Hunger leiden würden.

Die beiden Knechte schauten sich an und ahnten das große Geschäft, sie wollten mir die Hühner für sehr viel Taler verkaufen, da mein Hunger so groß war, willigte ich ein und kaufte die wirklich überteuerten Hühner ab.

Im Dorf angekommen, ging ich in meine kleine Hütte, schürte das Feuer neu auf und setzte mich hin, um die Hühner zu rupfen, als die Federn durch meine Hütte flogen und den kalten Wind spürte, der durch die kaum schliessbaren Fenster pfiff, dachte ich drüber nach, ob ich die Hühner nicht doch lieber in der Taverne zubereiten sollte.

Ich legte die gerupften Hühner auf meinen Arbeitstisch, fegte die Federn zusammen legte diese in einen Sack, schaute mir die nackten Hühner an und überlegte mir, wie ich es nun anstellen sollte, diese auszunehmen, mir wurde ganz übel schon alleine an den Gedanken, ein Huhn ohne Kopf da liegen zu sehen, es half nichts, es war kein Sir Georg in der nähe, oder ein anderes Sir, der mir hätte helfen können, also fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und ging raus, da wo ich auch immer Holz hacke, nahm die Axt in die Hand und hackte den Hühnern mit fast geschlossenen Augen den Kopf ab, als die Köpfe auf den Boden lagen und die Hühner kaum am bluten waren dachte ich mir, dass es eigentlich gar nicht so schlimm war und hob die Köpfe auf, dann schnitt ich den Hühnern noch die Beine ab und begann sie langsam aufzuschneiden, es floss das Blut langsam raus und ich fing an zu würgen, immer und immer wieder, tauchte ich die Hühner ins Wasser um das Blut weg zu wischen, die Innereien lagen nun in einer Schale, das Herz, die kleine Leber, alles was ich aus den Hühnern holte und essbar aussah, lag da, blutverschmiert.

Ich legte die Hühner abgewaschen in einen Korb und die Innereien samt Schale dazu, machte meinen Tisch sauber und ging in die Taverne.

In der Taverne angekommen, rief ich nach dem Wirten, es war niemand weit und breit zu sehen, sollten etwa alle noch schlafen?

Da niemand in der Nähe war, fing ich an die Hühner zu zubereiten, ich schürte in der Taverne das Feuer auf, setzte Wasser auf und legte die Hühner in den großen Topf, würzte alles und liess alles schön schmoren, es dauerte nicht lange, da fingen die Hühner so sehr an zu duften, dass ich bestimmt schon anfing zu sabbern vor Hunger.

Als das erste Huhn fertig war, konnte ich nicht länger warten und ich tat mir auf, ich schob mir einen Happen rein, dann den nächsten und den nächsten, bis plötzlich die Tür aufging und ein fremder Sir die Taverne betrat.

Ich schaute den Sir an und ahnte schon, dass es gewiss der Pfarrer sein wird, schwarze gekleidet mit einem weissen Kragen, das kann nur ein Pfarrer sein.

Der Sir stellte sich als Padre Antonio Miguel Bartolini vor, ja, nun war mir klar, es kann kein anderer sein, wie der Pater, auf den wir schon so lange warten.

Ich kam gerade dazu den Pfarrer ein Becher Wasser zu bringen, bis sich die Taverne noch mehr füllte, der Graf gesellte sich zu uns, Mell und Flöte waren auch dabei, sowie Sir Georg.

Da es sich ja nicht ziert, am Tisch zu sitzen, wenn Gäste anwesend sind, ich aber das Essen nicht verkommen lassen wollte, deutete ich Mell an, dass sie wenigstens das Essen zu sich nehmen sollte, sie muss ja gut und gesund essen, schon alleine wegen ihrem Ungeborenen.

Der Graf unterhielt sich eine Weile mit dem Pfarrer, es dauerte nicht lange, da stellte sich der Pfarrer auf einer der Bänke und begann mit einer Predigt in der Taverne, ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, Gott unser Herr, pah, wie kann man nur zu jemanden beten, den man nicht sehen kann?
Ich beobachtete die anderen Anwesenden um ja keinen groben Fehler zu machen, nur hätte ich mir gerne diese Ansprache ersparrt, wenn ich einen Leinenfetzten gefunden hätte, hätte ich mir bestimmt diese in meine Ohren gestopft.

Nach der ersten langen Rede zeigte Flöte den Pfarrer sein zukünftiges zuhause, es dauerte nicht lange da war der Pater wieder in der Taverne und ich hoffte, dass der Pater nicht gleich wieder eine Rede am schwingen ist, ich hörte nur, dass der Pater zur Ruhe kommen sollte, um seine Predigt vorzubereiten, hätte ich mitbekommen, wer diesen Satz gesagt hatte, dem oder der hätte ich beim nächsten Tee irgendein Kraut in den Tee, Met, oder dem Ale gemischt, da der Pfarrer hell auf begeistert war und vorschlug, dass wir alle in die Kirche gehen sollten, um zu beten.

Mir wurde ganz anders, ich weiss nicht, ob es der Gedanke war in der Kirche zu sitzen und zu jemanden beten, den ich nicht sehe, oder ob es noch daher kam, als ich die Hühner ausgenommen habe.

Ich versuchte mich irgendwie zu drücken, aber alle, es gingen wirklich alle in die Kirche, wenn ich da nicht aufgetaucht wäre, hätte man mir bestimmt Ungläubigkeit vorgeworfen, das wollte ich ja nun auch nicht, ich glaube ja an meinen Gott, aber doch nicht an den Gott, den die Christen anbeten.

Widerwillig ging ich mit in die Kirche, man gut, dass ich nicht alleine war, die nicht unbedingt in dieses Haus gehen wollte, ich setzte mich an die äußerste Ecke, damit man ja nicht sieht, oder hört, ob ich mit bete.

Der Pfarrer stellte sich vor den Altar und fing an seine nächste Predigt zu halten, ich wusste schon gar nicht mehr, wie ich da unten knien sollte, meine Knie fingen an zu schmerzen, weil es ganz schön hartes Holz ist, als alle aufstanden war ich froh und hoffte endlich meine Beine vertreten zu können, bis plötzlich der Pater auf mich deutete und mich fragte, ob ich das Vater unser vortragen möchte, mir wurde übel, ein Kloss steckte plötzlich in meinem Hals und ich bekam keinen Ton raus, ich schüttelte den Kopf und deutete auf meinen Hals, dann sah ich zu, mich ganz schnell wieder einzureihen um wieder nieder zu knien, niederknien für einen Gott, den man nicht sieht, lächerlich.




Der Padre



(Die komplette Geschichte: Ivendust.de)

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