Mittwoch, 1. Juni 2011

Der Baum der Ahnen und Götter

*lauscht dem Gesang der Vögel, geht ins Haus, setzt sich einen neuen Tee auf und geht wieder auf die Terrasse, schreibt weiter im Buch

Ich holte den kleinen Ledersack und merkte, dass es noch nicht fest genug war um einen Räucherstoff draus zu machen, ich holte mein Messer hervor und kratzte etwas von der Birkenrinde ab, machte ein kleines Feuer und legt alles in einen Stein, der eine Einkerbung hatte, stampfte alles zusammen und legte den Stein auf das Feuer und wartete.

Ich schaute voller Anmut mir den großen Baum an und hörte leise Stimmen, Stimmen die durcheinander sprachen, aber vertraut klangen, ich legte mich an das Feuer um mich ein wenig zu wärmen und sagt leise:
Dies ist eine Zeit, die keine Zeit ist.
An einem Ort, der kein Ort ist.
An einem Tag, der kein Tag ist.
Ich bin auf diesem Hügel, wer kein Hügel ist.
Vor dem Schleier der Geheimnisse.
Mögen mir die Alten helfen und mich auf meiner Reise beschützen.

Ich schloss die Augen und meine Atmung wurde immer gleichmäßiger und ruhiger, die Stimmen die ich vernahm beruhigten mich so sehr, dass ich in einen Schlaf fiel.

Am nächsten morgen wurde ich geweckt von den ersten Sonnenstrahlen, sie kitzelten mich an meiner Nase und ich musste herzhaft niesen, als ich zum Feuer schaute, sah ich, dass es an Kraft verloren hatte und ich nahm den Stein mit meinem Lederrock in meine Hände, begutachtete das Gemisch im Stein, stocherte etwas mit einem Ast rum und nickte zufrieden.

Ich grub ein paar essbare Wurzeln aus, suchte eine Quelle und setzte mich mit mit dem Essen und trinken an den Baum.

Nach dem ich meine Bedürfnisse gestillt hatte, nahm ich den Stein und holte das hart gewordene Birkenharz raus und formte es zu Stängel.

Dann sammelte ich Gräser und Blüten, legte alles zurück in den Stein und schloss wieder für einen Augenblick meine Augen um den Stimmen zu lauschen, die immer noch leise sprachen, ihre Worte klangen, wie: suchst du den Baum der Ahnen? Wenn du den suchst, so gehe nicht mit geschlossenen Augen durch das Land.

Diese Worte wiederholten sich immer und immer wieder.

Es ist schon merkwürdig, wie schnell die Zeit dahin rennt, da ich, als ich meine Augen öffnete die Sonne am Horizont untergehen sah, ja, es wurde schon wieder Nacht, die ersten hellen Sterne konnte ich am Himmelzelt schon wieder sehen.

Ich schaute Andächtig von der Lichtung über das Land und erblickte vom weitem was, was mich magisch anzog.

Ich räumte die Steine weg, die ich für das kleine Feuer hinlege, nahm den letzten glühenden Ast in die Hand und räumte den Platz auf, dann stand wieder anmutig vor dem großen Baum, bedankte mich für die Worte und machte mich auf den Weg zu dem, was mich anzog.

Es war schon dunkel, der Mond erleuchtete, das ganze Land und leuchtete mir so den Weg zu dem, was meine Neugierde erweckte.

Nun stand ich vor dem großen, wirklich großen Baum, der auch zu sprechen schien, ich hörte viele sanft klingende Stimmen, es dauerte eine Zeit, bis mir bewusst war, dass es dieser Baum ist, den ich suchen sollte.

Ich nahm den Stein mit der Einkerbung und dem hart gewordene Birkenharz in meine linke Hand, in der anderen Hand hielt ich Wasser, schaute anmutig bis in die Baumspitze und atmete tief durch, schloss meine Augen und genoss diese feinen, sanften Stimmen.



Dann hob ich meine Hand mit dem Wasser und sprach:
Große Mutter Disopia, segne dieses Geschöpf des Wasser für Deine Dienste.

Dann hielt ich die andere Hand mit dem Birkenharz hoch und sprach:
Große Mutter Arithrea, segne dieses Geschöpf der Erde für Deine Dienste.
Möge ich mich immer an die gesegnete Erde erinnern, an ihre vielen Formen und Wesen.

Große Mutter, ich erweise Dir meine Ehre.

Dann hielt ich den glühenden Ast an das Birkenharz und sprach:
Große Mutter Pallas, segne dieses Geschöpf des Feuers für Deine Dienste,
möge es mich immer an das heilige Feuer erinnern, das in der Gestalt jedes Geschöpf tanzt

Dann hielt ich beide Hände in die Luft und rief laut:
Große Mutter Aenigna, segne dieses Geschöpf der Luft für Deine Dienste,
möge ich immer auf die Geist-Winde hören, die die Stimmen der Alten zu mir bringen.

Dann kniete ich mich nieder und fächerte etwas Rauch vom glühendem Harz in alle Himmelsrichtungen und sprach:
Große Mutter erweise mir deine Ehre.

Ich hob beide Hände in die Lüfte, schaute Richtung Osten und rief laut:
Ich rufe Euch an, Ihr Luftkräfte, werdet Zeuge und beschützt diesen Platz

Dann drehte ich mich südlich und rief laut:
Ich rufe Euch an, ihr Feuerkräfte, werdet Zeuge und beschützt diesen Platz.

Dann drehte ich mich westlich und rief laut:
Ich rufe Euch ihr Wasserkräfte, werdet Zeuge und beschützt diesen Platz.

Dann bewegte ich mich Richtung Norden und rief laut:
Ich rufe Euch an ihr Erdkräfte, werdet Zeuge und beschützt diesen Platz.

Ich schaute den Baum wieder voller Anmut an, schloss gleich da drauf wieder meine Augen und rief laut:
Dieser Platz hat mich nun gefunden,
um uns herum ist die Kraft gebunden,
nun stehe ich hier zwischen den Welten,
der Schutz der mich umgibt, soll allen gelten.

Ich hob wieder meine Hände und sagte mit geschlossenen Augen:
Bei deiner Kraft der alten Götter,
ich binde alle Kraft an diesen Platz,
nun lasst mich in die Welt reisen, wo meine Gedanken mich hinführen, mit wem ich sprechen will liegt allein in deiner Macht.

Ich liess den Rauch des Harzes in alle Richtungen wandern, schloss dabei meine Augen und wartete auf ein Zeichen.

Ich setzte mich auf den Boden und versuchte den Worten zu lauschen, die ich hörte hielt dabei den Stein mit dem glühenden Harz so weit Richtung Baum, dass der Stein schon fast ein paar Äste berührte.

Plötzlich spürte ich eine Wärme durch meinen Körper fliessen, eine wohlige Wärme, die nicht hätte schöner sein können.

Plötzlich sah ich Wesen vor mir, die mir einen freundlichen Eindruck hinterliessen, aber mir war auch gleichzeitig bewusst, es könnte eine Illusion sein, ich bedankte mich dass ich in diese Welt eintreten durfte bei den Wesen und wartete auf eine Reaktion.

Dann sprach eins der Wesen zu mir: mein Kind du hast eine lange Reise hinter dir, es muss dringend sein, sonst hättest du diese Reise nicht auf dich genommen, so sprich, womit können wir dir helfen.

Ich beobachtete die Wesen und es schien mir, als ob meine Stimme versagte, aber irgendwie schien ich doch zu sprechen, waren es meine Gedanken, die diese Wesen hörten?

Der Gedanke schoss durch meinem Kopf: „wie kann ich einer meiner Schwestern helfen, sie ist voller Trauer, Trauer um ihr Kind, was entführt wurde!“

Die Antwort, die kam, war: du verfügst über gewaltige Willenskraft und wirst lernen müssen mit diesen umzugehen, was Deiner Schwester helfen kann, liegt ständig vor Euren Augen, die Götter gaben ihnen die Kraft, nur suche nicht nach einer Illusion.
Auch wenn er deiner Schwester als Spiegel erscheint, so wird er ihr Kraft geben, die tiefe Ur-Kraft die in ihm steckt.

Ich denke mal, ich war nach dieser Aussage noch verwirrter wie vorher, da ich mit dieser Aussage nicht wirklich was anfangen konnte.

Dann sprach das Wesen weiter: nur wenn deine Schwester es findet, wird sie ihre Situation klarer sehen und sie wird neue Kraft erhalten.

Ich wollte mich bedanken für diese Antwort, mit der ich im Grunde genommen gar nichts anfangen konnte, da sprach das Wesen weiter: mein Kind ich weiss dass dich noch was bedrückt, aber da wir dich beobachten wissen wir, dass du da die Antwort schon weisst.
Deine Gedanken entwickelt sich mit der kraft eines Keimes, welches sich langsam durch die harte Erde hindurcharbeitet um ans Licht zu gelangen, lass dich nicht Ablenken, da schlummernde Kräfte erwachsen werden, höre auf dein Herz auch wenn deine Wege viele Verzweigungen hat, so wirst du den richtigen einschlagen und du weisst genau an wen du dich mit deinem Wissen anvertrauen kannst.

Ich bedankte mich für die Worte und sagte:
Geht in Frieden, Aenigna, mein Dank und Segen
Geht in Frieden, Pallas athene, mein Dank und Segen
Geht in Frieden, Disopia, mein Dank und Segen
Geht in Frieden, Arithrea, mein Dank und Segen

Nun stand ich mit geöffneten Augen vor dem großen Baum, mir war noch ganz schummrig und meine Beine fühlten sich an wie Gummi, ich erhob meine Hände und rief:

An alle Wesen und Kräfte des Sichtbaren und Unsichtbaren,
geht in Frieden.
Möge immer Harmonie zwischen uns bestehen.
Mein Dank und Segen.

Ich löschte mit dem Wasser das Harz, bespritze den Boden mit dem restlichen Wasser, verbeugte mich vor dem großen Baum und ging nachdenklich Richtung nach Hause.

Die Worte, die mir die Ahnen sagten, pochten wie Messerstiche in meinem Kopf und liess meine Gedanken noch wirrer werden, ich fragte mich, was sie damit sagen wollte...
Es liegt ständig vor unseren Augen, die Götter gaben ihnen die Kraft, nur suche nicht nach einer Illusion.
Auch wenn er deiner Schwester als Spiegel erscheint, so wird er ihr Kraft geben, die tiefe Ur-Kraft die in ihm steckt.

Ich ging nach Hause, holte das große Buch meiner Großmutter hervor und begann zu lesen, ich blätterte wie wild in dem Buch herum nur um Antworten auf die neuen Fragen zu finden und meine Augen wurden immer schwerer....

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