Samstag, 12. Juni 2010

Das Pentagramm

Ich döste wohl doch noch ein und wurde geweckt durch ein kleines, klägliches Krächzen, ein kleiner Vogel, wie es schien war wohl verletzt, zu mindestens hatte es den Anschein vom Krächzen her zu urteilen.

Ich stand auf, schüttelte meine Beine aus, wuselte kurz durch meine Haare und ging hinunter, das Krächzen wurde immer deutlicher und musste wohl, von der Terrasse her kommen, ich öffnete die Tür und erblickte einen kleine Raben, das arme Tier, es war noch nicht mal ausgewachsen sass auf der Terrasse und weinte bitterlich, ich nahm ihn vorsichtig hoch und schaute mir das kleine Tier genauer an, ein Flügel schien angebrochen zu sein, da er den Flügel nicht richtig einschlagen konnte, ich suchte ein paar Sachen zusammen und schiente den kleinen Flügel so gut ich konnte, bei so einem kleinen Vogel war es nicht leicht, den richtigen Halt für die Schienen zu finden, aber der kleine liess es sich gefallen, als ich den Flügel geschient hatte, sah ich einen kleinen Zettel am Bein, es war ein Brief von Sylvi, diesmal, machte mir der Brief noch mehr Sorgen, die Handschrift von Sylvi, war mit zitternder Hand geschrieben und es hiess da drin, dass sie auf den Weg nach Amazonien sei, war Sylvi vielleicht verletzt, oder litt unter starken Hunger, dass ihre Handschrift so zitternd aussah, ich wusste es nicht, ich gab dem kleinen Vogel etwas Hirsebrei, um sich zu stärken und frisches Wasser, dann setzte ich ihn vorsichtig auf eine kleine Anhöhe und liess ihn schlafen.

Ich setzte mich auf die Terrasse in den Schaukelstuhl und beobachtete den kleinen Raben, wie er schlief, schaute mir die herrlich duftenden Blumen an und genoss sichtlich die Ruhe, meine Gedanken kreisten immer noch um die Handschrift, die ich von Sylvi nicht kannte, ich hoffte, dass Sylvi nichts passiert war.

Plötzlich stand Janina vor mir und sie zeigte mir stolz ihre Waffen, auf ihren Waffen, war ein komisches Pentagramm zu sehen, es kam mir bekannt vor, irgendwo sah ich das schon mal, nur wo, dass wollte mir beim besten Willen nicht einfallen.

Janina und ich unterhielten uns über das alte Ivendust, über den Grafen, die Gräfin und kamen immer wieder auf meine Großmutter zu sprechen, auch über die kleine Janina sprachen wir, das kleine Ding, bringt mich immer zum strahlen, auch wenn ich nur ihren Namen höre, mein Herz blüht förmlich auf, da sie mich an meine Kindheit erinnert...

Dann sprachen wir über das Dorf und Peter, wir beide mussten leicht kichern, als das Gespräch über Flöte und dem Peter aufkam, Flöte scheint richtig aufzublühen, sobald Peter in ihrer Nähe ist und wer weiss, vielleicht wird der Peter ja Flöte helfen können, den Schmerz ihres geliebten Padres zu vergessen.

Ich schaute immer wieder zu dem Pentagramm, welches auf Janinas Waffen war und stand auf, da mir just in diesem Augenblick einfiel, wo ich das Zeichen schon mal sah, ich ging mit Janina die Höhle hoch und zeigte ihr, den merkwürdigen Stein, über den ich stolperte, als ich da oben Kräuter sammelte.

Janina schaute mich an, als wir oben waren und fragte mich, ob ich dieses Zeichen wirklich nicht kenne, ich erklärte ihr, dass ich es schon mal sah, auf dem Buch, welches ich von meiner Großmutter bekam, aber was es bedeuten würde, wüsste ich nicht, nur dass meine Großmutter damals einen Aufstand machte, als der Schmied, der ihr so ein Pentagramm schmiedete nicht nach ihren Anforderungen und Wünschen handelte.

Janina wurde plötzlich recht melancholisch und sie hatte Tränen in den Augen, sie sagte mir, dass es Zeit wird, dass ich endlich dieses Buch meiner Großmutter in die Hände bekommen sollte und dass sie die einzige wäre, die wohl Janina verstanden hätte, sie schien meine Großmutter genau so gemocht zu haben, wie ich es einst machte, bevor sie von uns ging und noch immer mache...

Wir unterhielten uns über Irland und da, wo Janina groß wurde und ich auch aufwuchs, etwas merkwürdig ist es schon, wir wohnten so dicht beisammen, wenn mein Vater auf Reisen war aber wie lernten uns nie kennen, dann erzählte Janina plötzlich was von einem Kuscheltier, was auf den Tisch lag und nun war ihr klar, dass es nur meins hätte sein gekonnte, weil meine Großmutter Janina das nie geben wollte.

Wir unterhielten uns weiter über meine Großmutter, aber Janina druckste immer wieder und erzählte mir nicht alles, das was sie wusste, ich wurde langsam sauer und Janina meinte nur, ich sollte Geduld haben, pah, Geduld, so was hatte ich noch nie, ich wollte schon immer alles sofort wissen, auch warten war nie eine meiner Stärken.
Janina und ich kamen auf das Gespräch von den Karten meiner Großmutter, dass sie mir diese Karten lehrte und sie zeigte Jaina auch die Karten, sie erzählte mir, dass sie es einmal machte und danach nie wieder, da sie das eine mal, wo sie die Karten für Janina legte aufsprang und sehr ängstlich schien und Janina damals gleich nach Hause schickte.

Das kam mir bekannt vor, einmal erlebte ich das, wo meine Großmutter sehr merkwürdig war und jemanden ganz schnell nach hause schickte, dann die Karten ganz eilig in ihre Truhe geschlossen hat und in ihrem Buch geblättert hat, dabei sprach sie leise komische Worte, in einer Sprache die ich nicht verstand.

Janina berichtete mir, dass an diesem Abend ihre Mutter zu meiner Großmutter ging, um mit ihr zu sprechen und dass sie erst im Morgengrauen wieder nach hause kam.

Ich zuckte zusammen, als Janina weiter erzählte und bekam es mit der Angst zu tun, dass muss die Frau gewesen sein, da bin ich mir nun ganz sicher, die sich von meiner Großmutter ein paar Monate später nach dem sie das Kind eilig nach Hause schickte verabschiedete und ihr eine Kiste gab, eine Frau mit langen schwarzen Haaren, hoch zu Ross und sie weinte bitterlich, es muss Janinas Mutter gewesen sein die einen ganzen Abend und eine ganze Nacht bei meiner Großmutter war, ich erinnre mich daran, weil ich versuchte zu lauschen, als diese Frau bei meiner Großmutter war und ich schlief auf der Treppe ein, leider konnte ich kein Wort verstehen nur hin und wieder hörte ich „kümmre Dich um sie, so lange Du es noch kannst!“, so leise haben beide gesprochen.

Es war schon komisch, wir beide waren uns so nahe, aber begegneten uns nie, hielt uns meine Großmutter bewusst getrennt?
Ich erklärte Janina, dass meine Großmutter mich nie mit dem Namen yve rief, sondern immer einen ganz komischen Namen zu mir sagte, dieser Name war auch eingenäht im Fuß, vom Kuscheltier, aber nicht in der Sprache, die ich aus verschiedenen Büchern kannte, sondern in komischen Zeichen, Janina begann in ihrer Tasche zu kramen und holte einen Zettel hervor, sie sagte, dass sie mit diesem Zettel nichts anfangen könnte, da sie die Schrift nicht lesen könnte, bis sie endlich diesen Zettel gefunden hatte, verging einige Zeit und dann hielt sie ihn mir vor die Nase.



Ich schaute auf die Buchstaben und dachte ich traue meinen Augen nicht, es waren die gleichen Buchstaben, die auf dem Kuscheltier eingenäht waren und bedeuteten „Nahimana“, ich fragte erstaunt Janina, ob sie diese Schrift wirklich nicht lesen konnte, ja, es war die Handschrift meiner Großmutter, mein Herz pochte so sehr und ich freute mich, diese Schrift sehen zu können, ich berührte die Runen und schmunzelte übers ganze Gesicht.

Nur Jaina war erstaunt, sie verstand nicht, dass ich diese Schrift lesen konnte, aber es waren Runen, die mir meine Großmutter von klein auf schon lehrte, komisch, warum hatte meine Großmutter Janina diesen Zettel gegeben und ihr nie diese Runen gelehrt...

Es war wirklich merkwürdig, meine Großmutter kümmerte sich auch um Janina, nur, wir beide begegneten uns nie, Janina sprach von ihrem Vater, dass er solche Frauen kannte, die diese Schrift beherrschten, man sollte sie Hexen genannt haben, meine Großmutter war nie im Leben eine Hexe, sie war eine herzensgute Frau, aber auch streng, ja, sehr streng, nach einigen Minuten stellten wir fest, dass meine Großmutter auch Janina, das mitgab, was sie mir mitgab, wir durften nie ohne zu klopfen und abzuwarten in ihr Zimmer kommen und vieles mehr, ja, nun war es uns beiden bewusst, sie hielt und mit Absicht getrennt, nur warum?
Wie oft hatte ich mich nach einem Spielkamerad gesehnt, wenn ich bei meiner Großmutter war.

Ich erlebte mal wieder einen Tag, der mir noch mehr Rätsel gab, wie sollte ich diese Rätsel lösen können, was hatte das alles zu bedeuten, warum hatte Jaina einen Zettel bei sich mit der Handschrift meiner Großmutter, mit der Janina nichts anfangen konnte, warum durfte ich als Kind nie mit Janina spielen?

Janina entschuldigte sich bei mir und es tat ihr leid, was sie mir damals alles antat, aber warum entschuldigt sie sich bei mir, sie weiss genau, dass ich ihr schon längst verziehen hatte und schon wieder sprach sie in Rätsel, sie meinte nämlich, dass sie hofft, dass ich ihr verzeihen würde, wenn ich mehr über Janina weiss.

Wir verabschiedeten uns und ich ging wie die Nächte zuvor verwirrt ins Haus, zündete wieder eine Kerze für Sylvi an und machte mir wieder Gedanken über das, was ich hörte, erlebte und sah, da ich wie die letzten Nächte nicht schlafen konnte, beschloss ich mich an den Schreibtisch zu setzten und all dass, was ich in Ivendust und Amazonien erlebte nieder zu schreiben, wer weiss, für was diese Erinnerungen noch gut sein werden und irgendwie muss ich diese merkwürdigen Erlebnisse ja verarbeiten, wenn nicht mit Schlafen, dann halt mit dem Niederschreiben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen